Der Klimawandel ist mittlerweile in aller Munde. Das ist auch gut so, denn so langsam wird die Sache brenzlig. Genaueres und Aktuelle Daten und Fakten dazu findet sich bei meinem Blognachbar Stefan Rahmsdorf in der Klimalounge.
Wie lange wissen wir eigentlich um den drohenden Klimawandel? Wenn man die aufgeregten Debatten um wirksame Maßnahmen zu Klimaschutz in jüngster Zeit verfolgt, so kann einen der Verdacht beschleichen, hier würden ganz brandaktuelle Erkenntnisse behandelt.
Wir hätten handeln können
Das ist aber ein Irrtum. Alleine wenn man nur die Folge der internationalen Klimakonferenzen und der entsprechenden Abkommen verfolgt, kommen schon einige Jahre zusammen. Spontan kann man auf den Umweltgipfel von Rio de Janeiro von 1992 verweisen, bei dem eine globale Klimarahmenkonvention verabschiedet wurde, die Agenda 21: Hier ging es aber nicht alleine um das Klima.
Aber spätestens 1997 mit dem Weltklimagipfel in Kyoto hätte die Sache langsam Fahrt aufnehmen können. Ist ja auch nicht gestern gewesen, oder?
Wir hätten Wissen können
Aber auch die Klimakonferenzen sind ja nicht der Anfang, sondern eigentlich ein Höhepunkt des Bewusstseins über die Folgen unseres Tuns. Oder hätten es sein können. Denn die Debatte und unser Handeln hätte schon viel früher beginnen können. Kyoto ist schon mehr als 20 Jahre her, aber das Wissen ist noch älter.
Ich kann mich noch recht gut erinnern, dass mir persönlich die Theorie des Klimawandels 1983 begegnete, als Carl Sagan das Thema in der Serie “Unser Kosmos” behandelte. Da war ich, interessanter Weise, in einem ähnlichen Alter wie einige der Protagonistinnen der heutigen Schulstreiks.
Doch auch das war, wenn man genau hinschaut, schon recht spät. Ich bin unlängst über eine Folge der Sendung Querschnitt von Hoimar von Ditfurth gestolpert, die bereits 1978, also vor gut 40 Jahren, mit erschreckender Präzision auf den Punkt kam. Ich vermute mal, dass ich diese Sendung mit einigermaßen Wahrscheinlichkeit gesehen habe, als Kind und Jugendlicher habe ich solche Sendungen fast im Dutzend konsumiert, aber aus irgendeinem Grund ist sie dann nicht Haften geblieben. Mea culpa!
Schon 1978 war fast alles bekannt
Diese Sendung finde ich ein klein wenig erschreckend. Sie macht deutlich, dass fast alles, über das wir heute so erschrocken sind, also die Szenarien einer Welt mit galoppierendem Klimawandel, mit all den Rückkopplungseffekten und den verschiedenen Kipppunkten schon damals zumindest in groben Zügen bekannt waren. Und im Fernsehen in einer durchaus populären Wissenschaftssendung ausgestrahlt worden waren.
Die Folge (leider nur der erste Teil einer Doppelfolge) ist auch heute noch interessant anzuschauen, und das nicht nur wegen eines historischen Interesses. In ihr werden von Hoimar von Ditfurth und Volker Arzt sehr anschaulich die Klimasysteme der Erde vorgestellt. Kleine und recht anschauliche Experimente verdeutlichen die klimatischen Wirkungen der Polkappen und von Kohlendioxid. Über kleine Schwächen (warum auch immer der Einsteller auf Youtube aus einer knapp 45 Minuten Sendung unbedingt knapp 53 Minuten machen musste, indem er den Anfang wiederholt…) kann man getrost hinwegsehen.
Schneller und immer schneller…
Wenn man sich die Warnung am Ende der 45 minütigen Sendung anhört, scheint man in den letzten Jahren nicht wirklich weiter gekommen zu sein. Jedenfalls nicht in Richtung eines Ausweichens . Wirklich weiter sind wir nur in Richtung Kohlendioxidgehalts der Erdatmosphäre gegangen. waren es 1978 noch unterhalb von 340 ppm CO2, so liegen wir aktuell (11. Mai 2019) bei 415,26 ppm. Und noch etwas: Wir sind schneller geworden, zumindest was Steigern des CO2-Gehaltes angeht. Sieg der Gehalt in der Dekade 1959 bis 1969 um durchschnittlich 0,86 ppm pro Jahr, so schafften wir in der Dekade 2000 bis 2010 schon 2 ppm pro Jahr. Das Jahr 2018 lag mit 2,87ppm Steigerung an vierter Stelle der höchsten jemals gemessenen Anstiege.
Ich hoffe ja, dass jetzt so langsam ein wenig Fahrt in die Sache kommt. Zugegeben, Gegensteuern ist weder einfach noch billig zu haben. Aber wenn wir so weiter machen wie bisher, wird uns das ganz heftig auf die Füße fallen. dafür, dass das Thema jetzt endlich (!) nach all den Jahren in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, kann man den Klimastreikenden nur zu dank verpflichtet sein. Nutzen wir die Zeit.
Der Beitrag Wie lange wissen wir um den drohenden Klimawandel? erschien zuerst auf Mente et Malleo.